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Einander zugespielte Formen,Farben, Fragen und Antworten. PingPong macht das Leben! Gemeinschaftsarbeiten
Anne-Bärbel Ottenschläger begibt sich auf der Suche nach ästhetischer Auseinandersetzung in die freie Natur. Der Waldboden dient ihr dabei als Farbpalette, die Erde als vorgegebenes Strukturfeld. Während eines Landartprojektes entstanden im muldenförmigen Waldboden Abdrücke. Diese nutzt sie zur Gestaltung ihrer Leinwand. Mit selbst hergestelltem Haftgrund bestrichen nimmt sie die Strukturen und Farben des Waldbodens auf und transferiert das Naturgegebene wie sie selbst sagt in den Kontext der Kunst. Sie schafft so durch ihre direkte, unmittelbare und nur wenig verfremdete Auseinandersetzung mit der Natur eine bereichernde da von Grund auf menschliche Dimension der Wahrnehmung. Diese, wie ich finde, genuine, ursprüngliche Form der Auseinandersetzung mit dem so lebendigen Stoff Erde eröffnet uns Raum für Kontemplation. Kontemplation in Betrachtung des Selbstverständlichen, des Allgegenwärtigen (?) oder auch zunehmend aus unserer Welt verschwindende der Erde (?) In Zeiten von Versiegelung der Erde hebt Anne-Bärbel Ottenschläger die Natur in materieller Form auf den ihr gebührenden Thron.
Die Arbeiten von Frau Ottenschläger verleiten zum Anfassen, man will die Erde spüren, greifbar machen. Wie die Hand immer wieder die Sandkörner durch die Finger rinnen lässt. Von dieser Erfahrbarkeit sind wir beim Betrachten berührt und nachhaltig stimuliert.
Henning Schwarz | Kunsthistoriker 20.10.2007
Asche, ist der letzte Zustand der Dinge, sowohl Symbol des Vorhergehenden als auch Zeichen des vergänglichen. Im Verlust der Form ist Asche Spur an sich; die Spur dessen, was war. Die vielen Farbnuancen, die sich aus diesem Material gewinnen lassen, können pastos auf grundierte Leinwand oder Papier aufgetragen beziehungsweise eingerieben werden.
Ingrid Ott
Da es sich bei den Werken um keine Malerei im konventionellen Sinne handelt, sondern um Materialbilder, erhalten die Arbeiten neben der optischen auch eine haptische Qualität.
Denn das Bild wird von seiner zweidimensionalen Beschränktheit befreit und gewinnt durch eine reliefartige Oberflächenstruktur eine dreidimensionale Komponente.
Durch das vielfache Übereinanderschichten der verschiedenen Materialien, die wiederum stellenweise abgekratzt werden, und durch das Zusammenspiel mit der besonderen Stofflichkeit der Materialträger wie Holz, Pappe oder Büttenpapier entstehen fremdartige aber reizvolle Miniaturlandschaften aus Farbflächen, Materialerhebungen und -absenkungen, Gruben, Gräben und Kanäle.
Zum Teil gewinnt man den Eindruck die Bilder würden pflanzliche Fossilien in sich bergen.
Anne-Bärbel Ottenschläger geht es neben der Bewältigung des Materials vor allem auch um Formgebung. In ihren Arbeiten erscheinen geometrische Figuren wie Ellipsen und Kreise. Zum Teil lässt sie dem Eigenleben des Materials seinen Freiraum, lässt es fließen und kalkuliert geschickt mit dem Zufall.
Dr.Sascha Falk 2011
Der Prozess des Malens ist für mich ein Weg, dessen Ende ein/das Bild materialisiert. Im Bild sind die Spuren dieses Weges nachvollziehbar und damit ist es Zeuge einer prozessualen Auseinandersetzung. Es ist aber auch Zeuge des nicht-weitergeführten, des bloß angedachten, des in seiner Möglichkeit angedeuteten. Damit wird zum Ausdruck gebracht: es hätte auch anders sein können, wodurch eine bildliche Energie entsteht, die einen Raum schafft, innerhalb dessen ein Dialog mit der Betrachterin / dem Betrachter ermöglicht wird. Das bildnerische Schaffen ist immer ein Experimentieren zwischen dem doch-schon und dem noch-nicht, eine Interaktionen mit dem vorformulierten. Mittels der Modulation von Flächen werden die Gegebenheiten interpretativ weitergeführt, wodurch das Bild in seinen Verweisen auf das un-(g)bedeutete seine Bedeutung erhält.
Um beim Material zu beginnen, also bei all dem, was zur Herstellung der Bilder verwendet wurde - als Grundstoff und damit als Möglichkeit, geformt und so Träger einer Idee zu werden - handelt es sich um Kreiden, selbst gesammelten Ocker und um den Saft der Kaktusfeige. Danach war diesen Materialien eine Form zu verleihen, wozu es einer bestimmten Technik als Art und Weise des menschlichen Eingreifens bedurfte. Spachteln, schichten, Überlagerungen erzeugen und stellenweise wieder demontieren - diese Formen des Handelns während des Schaffensprozesses ließen die Möglichkeit, die die Materialien boten, aktual werden. Die Formgebung verlief parallel zu dem Dialog von Entwurf und Reflexion, von Spontanität und Reflexivität, wodurch allmählich eine Gewissheit darüber entstanden war, welche Elemente sich ergänzen, welche zusammengehören oder welche sich wechselseitig trugen. Die Bilder erhielten im Zuge dieses Gestaltungsablaufs nicht nur eine bestimmte optische, sondern auch eine haptische Qualität, so dass sie bei detaillierter Betrachtung an Körperlichkeit und Figürlichkeit gewinnen. Sind die Bilder im Akt eines Zwiegesprächs zwischen Materialien und künstlerischen Interventionen entstanden, so tragen sie dennoch kein Ergebnis in Form einer Mitteilung zur Schau. Zwar kommen in ihnen Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zum Ausdruck, die diesen Dialog widerspiegeln, aber die/der Betrachtende sieht sich nicht dem Diktat einer Botschaft ausgeliefert, sondern wird in ihrer/seiner Autonomie angesprochen, die Werke nach individuellen Blickwinkeln auszulegen - sie sind offen für ein "Betrachten als... ".
Selbst bemalte und selbst bedruckte Seidenpapiere in unzähligen Schichten, unterstützt von Acryl, Grafit, Kreiden und Tuschen - so werden Spuren festgehalten und in neue Kontexte gestellt. Alle Bildelemente werden miteinander in Beziehung gesetzt und bestimmen dadurch das Verständnis einer neuen Äußerung. Die verschiedenen Gestaltungs-elemente bilden einerseits den Rahmen für diese neue Äußerung und andererseits schaffen die jeweiligen Bildelemente den Verständniszusammenhang für ein je einzelnes Element. Diese verschiedenen Ebenen dieses Prozesses der Kontextualisierung bestimmen den Gehalt der neuen Äußerung, die dadurch - als Interaktion - erst interpretierbar wird.
Der reduzierte Gebrauch von Formen und Farben eröffnet gestalterische Spielräume, die für den planmäßigen Aufbau eines Gleichgewichts genutzt werden. Dieses Gleichgewicht - als die spezifischen Beziehungen der Bildelemente untereinander - bestimmt als "Stand der Dinge" auch den Gehalt der neuen Äußerung. Sie ist das Ergebnis einer konkreten, raumzeitlich bestimmten Handlung, die zwar das Unverwechselbare und Identische präsentiert und doch die Möglichkeit zur Kommunikation erst schafft, indem sie ein Aushandeln des Gemeinten erst ermöglicht. So wird das Bild an sich wiederum Teil eines umfassenden Kontextes, der weit über seine Einzigartigkeit hinausweist.
Der vorliegende Ausstellung liegen engagierte Diskussionen über Migration als weltweites Phänomen und die politische Aktualität der Flüchtlingssituation zugrunde. Sie zeigt die Vielfalt der künstlerischen Umsetzungen in verschiedenen Objekten und Portraits, deren einendes Element die Kofferinstallationen darstellen.
Seit seinen Ursprüngen im östlichen Afrikanist der mensch ein Getriebener, der seinen Lebensraum beständig durch große Wanderungen ausdehnt. In der Auseinandersetzung mit diesem zutiefst menschlichen Thema schwingt die moralische Dimension der unfreiwilligen Auswanderung, des Vertriebenseins, aber auch des hoffnungsvollen Aufbruchs immer mit. So ist die Ausstellung auch ein Plädoyer für die Offenheit gegenüber denen, die in diesen Tagen um der puren Existenz Willen ihre Heimatländer auf höchst gefährlichen Wegen in eine ungewisse Zukunft verlassen müssen.
Der Titel "migrare" will zu einer offenen und vorurteilsfreien Betrachtung der Migration einladen. Die Ausstellung ist - selbstredend - als Wanderausstellung konzipiert und wurde bisher in 4 verschiedenen Städten gezeigt.
migrare- wandern: einwandern, auswandern, fliehen
Den Ausgangspunkt der folgenden Arbeiten bildet die Auseinandersetzung mit dem Thema "Flucht und Migration", das im Laufe der Menschheitsgeschichte nie an Aktualität verloren hat, wenn sich auch die Formen, Gründe, Wege und Ziele von Migration und Flucht in Relation zu dem Wandel der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen geändert haben und ändern.
Symbolisch für diese weltweiten Migration-und Flüchtlingsströme steht der Koffer - als Zeichen einer Reise, deren Ende man noch nicht kennt:"Man macht sich auf den Weg....../ Man muss sich auf den Weg machen.....". Der Weg führt in die Unbestimmtheit: in den Koffer kommen noch vertraute Dinge - die wichtigsten der wohlgekannten alltäglichen Gegenstände - und der erste Schritt nach dem Schließen des Koffers führt dann weg in das Nicht-Bekannte. Immer weiter entfernt sich der Koffer-Tragende von dieser Vertrautheit, von der die Dinge im Koffer noch sprechen.
Es war die Intension der Fotoserie Hände, die Individualität eines jeden Menschen auszudrücken und den Moment des Einzigartigen einzufangen. Die Formensprache dieser Momentaufnahmen ist reduziert und verdeutlicht den Dialog zwischen Mensch und Koffer. Der Koffer - ein Gegenstand, der Vergangenes, gegenwärtiges und Zukünftiges in sich vereint. Er ist Objekt des Aufbruchs und des Übergangs, Bindeglied zwischen geografischen und ideellen Räumen, zwischen Städten und Ländern, zwischen Erinnerung, Traum und Realität.
Die Assemblage zeigt eine Betonwand bestehend aus zwei Leinwänden in der große von je 80x100 cm, auf der Stacheldraht angebracht ist. Der Koffer, der an dem Stacheldraht hängt, stellt einerseits die Unüberwindbarkeit einer solchen Grenze dar, andererseits stellt er das einzige Bindeglied zu dem Vertrauten her und ist als das einzig Übriggebliebene Zeuge der Flucht und ihrer Wege
Die Mobilität als funktionaler Aspekt wird mit dem Arrangement unterschiedlicher Objekte markiert. Der Kinderwagen, geeignet zum Tragen von Lasten wie auch der Koffer, betont den räum und verweist damit auf die zurückgelegten und noch zu bewältigenden Wegstrecken, die die geografischen Orte wie auch die der Erinnerung verbinden.
Auch im Zentrum der Videoaufnahmen steht Individualität, ausgedrückt in der Handhabung des Koffertragens. Was die einzelnen Menschen verbindet ist hingegen die Hoffnung, symbolisiert in der Aufschrift "Frieden", die die Kraft zum Tragen gibt.
Ich lasse mich von der Sinnlichkeit des Materials und von den eigenen Impressionen leiten. Durchdringung und Erkenntnis sind die Grundlagen meines Vorgehens. ich arbeite mit Wachs, einem Naturprodukt, das ich im praktischen Tun in einen künstlerischen Werkstoff für Objekte und Übermalungen transformiere. dabei sind Überarbeitung, Umsetzung, und Strukturierung die Ansatzpunkte meines Schaffens. Ich erkunde neugierig die Grenzen des Materials, erweitere und überwinde sie. Kombiniere die neuen Erfahrungsräume mit unterschiedlichsten Materialien. eröffne dem lustvollen und dem Spiel neue Möglichkeiten, wobei auch die Freude am Tun und das Experimentieren ihre Ungebundenheit zurückgewinnen.
Am Ende steht die Visualisierung des Neuen. Ich erlerne den unscharfen, zurückgenommenen Blick inspiriert durch das Wachs in all seinen unterschiedlichen Aggregatzuständen, die Bestimmung von Form und Farbe einbeziehend und darum ringend. Die Auseinandersetzung mit dem Thema führt in globale Zusammenhänge und regt mich dazu an, einen eigenen schöpferischen Arbeitsprozess zu beginnen, ohne das Ende zu kennen. Meine Arbeiten sind Spuren dieses individuellen Prozesses, dem auch ästhetische Überlegungen Form geben. Im weitesten Sinne beinhaltet die Arbeitsthematik die Schöpfung selbst. Schemenhaft assoziieren Silhouetten denkbar werdende Formen - Choreografien des (Bienen) Tanzes.
Fundstücke sind durch ihre Zufälligkeit Inspiration für meine künstlerische Arbeit. Dabei bediene ich mich dem Vorhandenen, d.h. den gefundenen Dingen, die dadurch eine Bedeutung erlangen, dass wir ihnen eine Geschichte zuschreiben. Bei diesem Prozess der Zuschreibung erfährt der Gegenstand eine Veränderung, in dem ich ihn interpretierend in einen Zusammenhang von Zeit und Raum stelle. Die Betrachterin/der Betrachter sind dazu aufgefordert, das noch nicht Interpretierte und das Veränderte mit eigenen Erfahrungen zu füllen und neu zu assoziieren. Absicht der künstlerischen Intervention ist die Darstellung der flüchtigen Gegenwart und der Geschwindigkeit des Zusammenfügens von Zeit.
Die Farbgebung deutet in diesen Arbeiten auf die Geschlossenheit der Objekte, die den Materialcharakter nicht überspielen, sondern ihnen ein eigenständiges Bedeutungssystem verleiht. Neutral weiß bemalte Teile akzentuieren das Plastische, andere wiederum folgen einer eindeutig geometrischen, fast schwerelosen Struktur. Die Fundstücke vermitteln einen scheinbar zufällig entstandenen Verlauf von Geschichtswerdung und zeigen eine strukturelle Offenheit, die aus einer formalen Unvoreingenommenheit resultiert.
Die Verwendung wertlosen Alltagsmaterials hat ihren geistigen Ursprung im Dadaismus, der in Form von Collagen mit bedrucktem Papier aller Art oder als Assemblagen aus industriell gefertigten Teilen die Wirklichkeit selbst zur Kunst erhob. Und diese Wirklichkeit galt es radikal anders zu denken.
finde
gefunden werden können
fand
gefunden worden ist
hatte gefunden
gefunden worden war
werde finden
werde gefunden haben
(Das ist kein Dada-Gedicht).
Bei den Arbeiten mit Wachs interessiert mich besonders das prozesshafte Entstehen, Veränderung und Wandlung vom flüssigen in den festen Aggregatzustand. Meine Wachsarbeiten veranschaulichen das ungeformte, chaotische, das virtuell noch die Wärme des flüssigen Zustandes in sich birgt. Die Visualisierung des Neuen steht am Ende meines Arbeitsprozesses. Ich erlerne den unscharfen, zurückgenommenen Blick, inspiriert durch das Material, die Bestimmung von Form und Farben einbeziehend und darum ringend.
Die Memorabilien zeigen unterschiedliche Wachssorten in verschiedenen Formen, natürlichen und transferierten mit diversen Einschlüssen. Inhaltlich ist es eine Darstellung, die ihre Steigerung darin erlebt, dass ein Stoff, der zur Konservierung verwendet wird, selbst nochmals konserviert wird.
Aufbewahrung I heißt das Objekt, bei dem ich mich mit der Steigerung der Wertschätzung des Materials Wachs auseinandergesetzt habe.
Seit Februar 2022 geht die Post ab - das Kunstprojekt PingPong ist am Start. Im Wechsel gestaltet jede Künstlerin jeweils die Hälfte einer Postkarte. Anschließend schickt sie die Karte zur Ergänzung an die Künstlerfreundin. Ein Gedanke auf Reisen.
Ping!
Der künstlerische Schlagabtausch beginnt.
Frage. Antwort. Zuspiel. Konter.
Die Ergänzung antwortet mit einem Pedant an Formen und Farben. Mit Verbindungselementen, Weiterführungen, Spiegelungen. Oder sie kontert mit scharfen Abgrenzungen und Kontrastierungen.
Pong!
Gibt es eine deutlich erkennbare recht und linke Kartenseite? Oder sind die Grenzen trotz der individuellen Handschrift fließend? Am Ende erzählt ein jedes PingPong kommunikative Momente eines bewegten künstlerischen Zusammenspiels.
PingPong macht das Leben!
Anne-Bärbel Ottenschläger und Iris Kamlah